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SCHNITTFESTIGKEIT VON SEILEN- EIN UNBEKANNTER WERT?


ZU BESUCH BEI DEN SEILTÜFTLERN VON EDELRID

Vor Kurzem durften wir unserem Partner Edelrid einen Besuch in Isny abstatten. Hier haben wir einen Blick in die Hallen geworfen, in denen jährlich mehrere Millionen Meter hochwertiger Seile entwickelt und hergestellt werden. 

Die Mission: Ein Testverfahren für Schnittfestigkeit

Durch Überlastung reißen moderne Seile heute nicht mehr. Doch immer wieder gibt es Unfälle – beim Klettern wie bei der Arbeitssicherheit – bei denen scharfe Kanten ein Seil durchtrennen. Die Schnittfestigkeit von Seilen war bisher nicht wirklich messbar. Die Seiltüftler von Edelrid haben sich dieses Problems angenommen.
Edelrid ist ein Pionier in der Seilherstellung. 1953 hat die Firma aus Isny das bahnbrechende Konzept des Kernmantelseiles vorgestellt. Die neue Technologie war den bis dahin üblichen gedrehten bzw. geflochtene Hanf- und einfachen Polyamidseile haushoch überlegen. Bis heute werden so modernste Seile mit der zweiteiligen Konstruktion aus Seilkern, dem tragenden Element des Seils, und einer schützenden Mantelschicht produziert. Der Mantel wird um den Kern geflochten und schützt vor externen Einflüssen. Dank dieser Bauweise lassen sich robuste Seile mit hohen Sicherheitsreserven und gutem Handling fertigen. Und noch etwas anderes hat sich bei Edelrid bis heute bewährt: Die hauseigene Produktion direkt im Hauptsitz in Isny – alle Seile des Unternehmens werden hier in Baden-Württemberg gefertigt.

Die Lösung liegt in der Innovationsabteilung

„Edelrid leistet sich eine eigene Innovationsabteilung, die sich im Vergleich zur Produktentwicklung regelrecht ausspinnen kann,“ erklärt uns Martin Schlemmer, Edelrids Entwicklungsleiter für Seile, bei einem Rundgang durch die Produktionshallen. Mit ehrlicher Begeisterung erläutert er genauestens die einzelnen Produktionsschritte, während im Hintergrund die Maschinen mit ihren rotierenden Spulen unerlässlich Meter um Meter Seil fertigen. Auf den ersten Blick wirkt da ein Raum der Innovationsabteilung eher unspektakulär. Doch Schlemmer zeigt uns eine Maschine darin, die sinnbildlich ist, für Edelrids Bestreben, Seile immer noch besser, noch sicherer zu machen: Eine Eigenkonstruktion zur Prüfung der Schnittfestigkeit von Seilen. Der Leiter des Produktmanagements Philippe Westenberger kommt dazu und erzählt von den unzähligen Abenden, die er hier mit seinen Kolleg*innen verbracht hat. „Bisher gab es keine zuverlässigen Vergleiche und Messwerte in Punkto Schnittfestigkeit,“ sagt Westenberger „also war unsere Aufgabe, ein Testverfahren zu entwickeln, um Schnittfestigkeit zu quantifizieren“. Die eigens konstruierte Testapparatur ist eine rotierende Scheibe mit einer definierten, scharfen Schnittkante. Darüber können Seile mit unterschiedlicher Belastung gespannt werden. Wie lange dann ein Seil der Scheibe widersteht, bis es schließlich durchtrennt wird, kann nun genau gemessen werden. Nach und nach wurden so viele Erkenntnisse gewonnen, welche Parameter im Seil die Schnittfestigkeit positiv beeinflussen (siehe Video). 

Schnittfestigkeit: Aber wie?

Beispielsweise haben die Tester so herausgefunden, dass ein größerer Durchmesser eines Seiles weniger zur Schnittfestigkeit eines Seiles beiträgt als anfänglich vermutet. Die Abteilungen Innovation, Entwicklung und Produktmanagement arbeiten letztendlich Hand in Hand und so wurde in sechs Jahren Testen und Tüfteln beispielsweise das neue, dynamische 8,9 Millimeter Kletterseil SWIFT PROTECT PRO DRY entwickelt, das nun besonders schnittfest ist. Natürlich werden auch Statikseile auf ihre Schnittfestigkeit geprüft und dementsprechend weiterentwickelt. Bestes Beispiel: Das Interstatic Protect 11,0 mm Statikseil mit einer optimierten oder erhöhten Schnittfestigkeit. Bei diesem Seil werden zusätzlich hochfeste Aramidfasern in den Mantel eingeflochten. Dadurch besitzt es eine annähernd doppelt so hohe Schnittfestigkeit wie andere Statikseile mit vergleichbarem Mantelanteil und Durchmesser aus Polyamid. Profis wissen dieses deutliche Plus an Sicherheit bei Einsätzen in Verbindung mit scharfen Kanten zu schätzen. Edelrid verleiht allen Seilen die besonders schnittfest sind das Label „Cut Protect“.

Die Geheimwaffe von Edelrid 

Zum Abschluss unseres Rundgangs gestehen uns die Entwickler aber, dass es nicht für alle Schritte in der Seilproduktion die perfekte Maschine gibt. Und stellen uns Gisela vor. Gisela arbeite in der Konfektion, täglich laufen bis zu 18 Kilometer Seil durch ihre Hände. Feinste Ungleichheiten und Qualitätsabweichungen fallen ihr dabei sofort auf. Eine Aufgabe, die sie mittlerweile seit 30 Jahren macht und für die selbst die Edelrid-Tüftler noch keine adäquate Maschine entwickeln konnten. 
Weitere Informationen zu Edelrid und das gesamte Produktportfolio finden sie hier.