Hängetrauma
Während der Verwendung von PSAgA (Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz) besteht auch immer die Möglichkeit, dass Anwender ins System stürzen. Obwohl dies Leben rettet, kann es auch zu einer weiteren gefährlichen Situation führen: einem Hängetrauma. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wesentliche zum Thema.
Durch langes und bewegungsloses Hängen im Gurt kommt es zu einem lebensbedrohlichen Schockzustand (Orthostatischer Schock). Nach dem Absturz lastet das Körpergewicht auf den Gurtbändern an den Beinen und am Gesäß. Dadurch können die Venen zusammengedrückt werden und den Blutrückstrom zum Herzen behindern.Weil der Widerstand unter den Füßen fehlt, kann die so genannte Muskelpumpe zur Förderung des venösen Rückstroms nicht mehr wirksam arbeiten.Der Kreislaufzusammenbruch hat zur Folge, dass große Mengen Blut in den Venen der Beine versacken können und damit nicht mehr zur Verfügung stehen. Lebenswichtige Organe werden dann nicht mehr ausreichend versorgt. Schmerzen durch die Einschnürungen verstärken die Kreislaufreaktion zusätzlichInfolge dessen können innerhalb relativ kurzer Zeit Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislaufstillstand auftreten, was im schlimmsten Fall innerhalb von 20 Minuten zu einem lebensbedrohlichenZustand und zum Tod führen kann.
Symptome eines Hängetraumas sind ein unregelmäßiger, schneller Herzschlag, Muskelkrämpfe, verschwommenes Sehen, Schwindel, Ohrensausen, Übelkeit, Schwitzen, Blässe der Haut, Gefühlsstörungen in den Beinen sowie Atemnot. Der Übergang von den ersten Symptomen zum Verlust des Bewusstseins und dem vollständigen Kreislaufzusammenbruch verläuft unter Umständen sehr schnell und lässt dann keine Zeit mehr für Reaktionen.Die Rettung ist daher nach einem Sturz unverzüglich einzuleiten! Jede Person, die aus dem Gurt gerettet wurde, ist ein medizinischer Notfall und muss in ärztliche Behandlung. Selbst noch 48 Stunden später kann es zu einem Organversagen kommen.
Falls die gestürzte Person weder massive Blutungen aufweist noch bewusstlos ist du auch kein Atemstillstand vorliegt, sollte die Person nach der Rettung mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden. Beengende Gurte und Kleidungsstücke sollten umgehend entfernt werden. Keinesfalls sollte die gestürzte Person sofort flach gelagert werden. Das kann im schlimmsten Fall zu akutem Herzversagen führen. Deshalb sollte das Überführen in die flache Lage nur schrittweise erfolgen, wobei die Atmung und der Kreislauf ständig überwacht werden müssen.Bewusstlosigkeit mit normaler Atmung sollte die hilflose Person in die stabile Seitenlage gebracht werden. Die Vitalfunktionen sind engmaschig zu kontrollieren. Ist die gerettete Person bewusstlos und hat keine normale Atmung, so sind die üblichen Maßnahmen der Wiederbelebung durchzuführen. Sofern nach der Rettung kein Hängetrauma, sondern andere Verletzungen vorliegen, sind die regulären Maßnahmen der Ersten Hilfe durchzuführen.
Zunächst ist es von erheblicher Wichtigkeit, dass sich der Betroffene nach dem Sturz weiterhin bewegt. Hierzu kann man die Beine beispielsweise gegen einen Widerstand drücken, um die Muskelpumpe zu aktivieren. Kann dies nicht erfolgen, da die Person frei in der Luft hängt, sollte eine Anti Trauma Schlinge (https://hoehenpass.de/petzl-trittschlinge-footcord/PE-C48A) oder ein Seilkürzer benutzt werden. Aus diesem Grund empfehlen wir jedem Anwender von PSAgA stets eine Anti Trauma Schlinge am Auffanggurt mitführen.